Interview Frank Sempert

Autor: Andreas Beuthner

Red Frisch

 

Letzte Rettung Notfallplan

Der Countdown läuft. Wer sich jetzt erst auf eine Jahr-2000-Umstellung vorbereiten will, hat kaum Chancen seine Standardsoftware sicher über den Jahreswechsel zu bringen. Frank Sempert, Y2K-Experte aus Frankfurt, sagt, was noch zu machen ist.

 

CZ: Ist es jetzt noch sinnvoll ein Y2-Projekt anzugehen ? Haben Nachzügler noch Aussicht mit einem "blauen Auge" davon zu kommen ?

 

Sempert: Ein Projekt in der herkömmlichen und in der Praxis bisher geübten Form aufzusetzen, halte ich rund fünfzig Tage vor dem Millennium als nicht mehr sinnvoll. Die Zeit wird in der Regel noch nicht einmal für eine Inventarisierung ausreichen. Ein mittelständisches Unternehmen in der typischen Grössenordnung von 20 bis 100 Millionen Mark Umsatz, das definitiv keine nennenswerten Aktivitäten unternommen hat, dürfte wohl kaum mit einem "blauen Auge" davonkommen. Die Auswirkungen können im besten Fall von einer Kette an Ärgernissen bis hin zur ernsten Beeinträchtigung der Existenz des Unternehemns reichen.

 

CZ: Was kann ein Unternehmen sechs Wochen vor der Jahresumstellung noch tun ?

 

Sempert: Unbedingt und sofort die Aufstellung eines Notfallplanes (Contingency Plan) veranlassen. Das sollte Chefsache sein und die am höchsten priorisierten Geschäftsprozesse nach Kritikalität untersuchen. Ansonsten, PC´s und Server untersuchen oder prüfen lassen und die erforderlichen ServicePacks installieren. Dafür reicht die Zeil allemal.

 

CZ: Softewarehersteller bieten sogenannte Notfallprogramme. Was ist von solchen Last-Minute-Angeboten zu halten ?

 

Sempert: In fünf oder sechs Wochen läßt sich aller Erfahrung nach keine Infrastruktursoftware (ERP) installieren, um eine nicht jahrtausendfeste Anwendnung damit zu ersetzen. Es erscheint mir sinnvoller, alles zu unternehmen, um die vorhandene Software in den wesentlichen Funktionen lauffähig zu halten oder Umgebungen dafür zu schaffen. Die betriebliche Implementierung einer ERP Software sollte dann ín 2000 erfolgen und sukzessive die Altsoftware ersetzten. Der Schnellschuß kann möglicherweise mehr Probleme aufwerfen als der überlegte Umgang mit der alten Software.

Andreas Beuthner