CZ Beitrag Notfalll Y2K

Autor: Andreas Beuthner

Red Frisch

 

Jahreswechsel nur mit Notfallplan

Wer jetzt das Y2K-Problem angeht braucht gute Nerven. Im Hauruckverfahren geht gar nichts mehr, allenfalls mit punktuellen Maßnahmen. Angebote für den risikolosen Umstieg klingen verlockend, sind aber mit Vorsicht zu begegnen.

 

Banken und Großkonzerne sind für den Milleniumwechsel gerüstet. IT-Anwender aus dem Mittelstand hingegen zeigen zwar Risikobewußtsein, sind aber auf den Jahreswechsel weitaus weniger gut vorbereitet. Die Gerling Consulting Gruppe GmbH fand bei einer Umfrage vor wenigen Monaten heraus, dass fast ein Drittel der befragten Unternehmen noch keine Aktivitäten in punkto Y2K-Umstellung unternommen haben.

 

Aussichtslos ist der späte Einstieg in die richtige Datumsverarbeitung nicht. Dienstleister im Umfeld von ERP-Applikationen locken derzeit mit Last-Minute-Offerten, die eine schnelle und risikolose Bewältigung des Jahr-2000-Problems versprechen. Bei genauerem Hinsehen indes ist zu erkennen, dass sich die seriösen Angebote meist auf einzelne Anwendungen wie Finanzsoftware oder andere Teilbereiche der ERP-Umgebung beschränken. System Unions, Hersteller der Finanz- und Business-Software Sunsystems, beispielsweise empfiehlt schlicht die Neuimplementierung seiner Y2K-festen Finanzsoftware und garantiert unter bestimmten Voraussetzung eine Inbetriebnahme binnen 40 Tagen. Das betreffende Projekt darf höchstens 24 Anwender, eine Basiswährung und nur eine Niederlassung des Unternehmens umfassen.

 

 Ähnliche Einschränkungen gelten auch  für andere Angebote. EBS-Software setzt auf die schnelle Einführung seiner Finanz- und Rechnungswesenssoftware und bringt in sechs Wochen sein ERP-Paket innerhalb einer Unternehmens-DV zum Laufen. In diesem Fall ist wenigstens die Lohn- und Gehaltsabrechnung oder die Buchführung in den ersten Monaten des neuen Jahres vor dem Totalausfall geschützt. Ob der vorhandene Datenbestand nahtlos in die neue Umgebung sich einfügt, steht auf einem anderen Blatt.

 

Weitaus günstiger sieht es beim Testing aus. Symantec hat sein Testwerkzeug Norton 2000 mit einem Reperarturassistenten ausgestattet, der nach der Konformitätsprüfung Y2K-Bugs in Anwendungen wie Excel oder Dbase aufspürt. Hunderprozentige Sicherheit bietet so ein Schnellverfahren nicht. Beispielsweise besteht ein Client-Recher den sogenannten Future-Date-Test und interpretiert alle Datumsangaben "00" als Jahr 2000. Was der Rechner nicht unterscheidet sind die vierstelligen Jahreswerte 19xx und 20xx. Eine Fehlerquelle, die zu Programmabstürzen führen kann.

 

Alle Updates von Anbietern betriebswirtschaftlicher Software sind nach eigenen Angaben Y2K-fest. Bei Sage KHK sieht man gelassen dem Jahresende entgegen, denn selbst ältere Versionen des Flaggschiffs Classic Line sind seit 1991 Y2K-kompatibel. Dennoch empfiehlt das Service Center in Frankfurt eine Vollsicherung des gesamten Datenbestandes als Notfallmaßnahme und eine eingehende Prüfung der Server und angeschlossenen PCs mit Testwerkzeugen.

 

Um die Zuverlässigkeit von Updates sicherzustellen hat das Nürnberger Kreutzer Sofware Team, Anbieter eines Warenwirtschafts- und Fakturierungsprogramms, in der ersten Jahreshälfte allen Kunden eine Diskette mit Testsoftware zur Verfügung gestellt. Vorsorglich hält Kreutzer auch zum Jahreswechsel seine Hotline von Servicetechnikern besetzt, die im Ernstfall sofort zur Stelle sind.

 

Auf fremde Hilfe allerdings sollte man sich nicht blindlings verlassen. Y2K-Experten (siehe Interview) empfehlen dringend die Ausarbeitung eines Nofallplans. Dazu zählen neben einer Inventarliste sämtlicher IT-Ressourcen eine genaue Fehlerbeschreibung sowie klare Zuständigkeiten für den Fall des Falles. Gegenüber unbekannten Anbietern von Services und Tools empfiehlt sich äußerste Vorsicht. Microsoft hat bereits vor Hackern gewarnt, die über ein gefälschtes Jahr-2000-Serviceangebot Viren in Umlauf zu bringen.

Andreas Beuthner