Beitrag Know-how Mobile Computing

 

Orientierungshilfen sind noch rar gestreut

 

Kaum ein Unternehmen zweifelt am Nutzen von Mobile Computing. Zögerlich reagieren Anwender, bei der Suche nach der passenden Plattform und deren Anbindung an die IT-Infrastruktur. IT-Verantwortliche müssen sich gründlich umschauen, damit Technik und betriebliche Zielsetzung zusammenpassen.

 

Aus Sicht vieler Seminaranbieter sollten IT-Leiter erst mal die Schulbank drücken und sich mit den grundlegenden Trends und Techniken vertraut machen. Sowohl bei den Endgeräten als auch bei den Einsatzszenarien bietet der Markt ein unübersichtliches Bild an Produkten und Architekturen, die keine klare Orientierung geben: „Um keine Investitionen in den Sand zu setzen, sollte man in einem Workshop den Einstieg suchen“, schwört Peter Reinig, Key Account Manager bei It Innovations in Nürnberg.

 

Der Schulungs- und Seminarveranstalter stellt eine zunehmende Nachfrage von Führungskräften nach Know-how in Sachen mobile Anwendungen und Infrastruktur fest. Nicht zuletzt die häufigen Ankündigungen aus der IT-Branche sorgen für Verwirrung bei den Anwendern. Während vor kurzem noch das Handy, der Personal Digital Assistant (PDA) oder ein Notebook als Inbegriff flexibler „Mobile Worker“ galten, tauchen heute Blackberry, „Internet Tablet“, Wireless LAN (Local Area Networks) oder Smartphones auf und locken mit eigenen Features.

 

Neben Fachliteratur und Kollegengesprächen kommen hilfreiche Hinweise aus dem Analysten- und Beraterkreis. In zahlreichen Studien und Statements von Gartner bis IDC finden sich Trendaussagen, die Anhaltspunkte liefern. Unternehmensbefragungen sind Sicht der Marktforscher ein wichtiger Indikator für die Reife einer Technik. „Informationen für Führungskräfte gehören zu unseren Kernaufgaben“, betont Thorsten Wichmann, Geschäftsführer bei Berlecon Research. Die Analysten greifen immer wieder Themen aus dem Mobility-Umfeld auf und bewerten die Ergebnisse.

 

Jüngstes Beispiel ist die Ankündigung des neuen Betriebssystems für PDAs, Handys und Smartphones, Windows Mobile 5.0 von Microsoft. Der Berlecon-Report “Blackberry und Alternativen” kommt zu dem Ergebnis, dass Microsoft seinen Marktanteil bei den Nutzern von Mobile E-Mail deutlich ausbauen kann, denn die Push-Technik für E-Mails via Microsoft Exchange Server spricht einen sehr großen Anwenderkreis an. Wer sich mit Blackberry-Handhelds befasst sollte sich aus Analystensicht deshalb auch mit dem mobilen Betriebssystem von Microsoft auseinandersetzen. „Zwei Faktoren sind entscheidend für den Erfolg: Partnerschaft mit den Mobilfunkanbietern und die Fähigkeit, aus Hardware, Software und netzbasierten Diensten ein leicht nutzbares Ganzes zu schaffen“, gibt Wichmann mit auf den Weg.

 

Ebenfalls nah am Thema Mobility sind Veranstaltungen großer Forschungseinrichtungen. Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologien (SIT) unterhält einen eigenen Forschungs- und Entwicklungsbereich, dessen Arbeitsschwerpunkte im Bereich der Sicherheit mobiler Systeme und der Netzwerksicherheit, insbesondere der drahtlosen Netze liegen. Das in Darmstadt ansässige Institut organisiert so genannte offene Seminarveranstaltungen. Eine modular aufgebaute Seminarreihe „Sicherheitsmanagement“ widmet sich sicheren Kommunikationsarchitekturen. „Eine Fundgrube für denjenigen, der genaueres über den neuesten Sicherheitsstandard von schnurlosen Netzwerken wissen will“, unterstreicht Schulungsleiterin Marie-Luise Moschgath.

 

Der Stiftungslehrstuhl der Deutschen Telekom befasst sich regelmäßig mit Architekturfragen mobiler Kommunikationssysteme. Der an der Uni Leipzig angeschlossene Lehrstuhl beleuchtet in diesem Jahr das Potential mobiler Techniken im Bereich der Versicherungswirtschaft. Das Projekt „Mobile Processes in Insurances“ (MPiI) spricht Versicherungsunternehmen und Dienstleister an, um Potenziale, die in den Prozessen der Unternehmen verborgen sind, aufzudecken. Der Lehrstuhl veranstaltet eintägige Workshops, die sich mit Vertriebs-, Schadens- und Rückversicherungsprozessen wie auch Verfahren der Prozessmodellierung – beispielsweise „Mobile Process Landscaping“ – befassen.

 

Seit einem Jahr gibt es in Nordrhein-Westfalen das Mobile Technology Lab. Zehn Experten organisieren und moderieren Informationsveranstaltungen mit Unternehmen und bieten kostenlose Einzelberatung rund um mobile Techniken. Josef Brewing, Geschäfstführer der öffentlich geförderten Trägergesellschaft Electronic Commerce Center (ECC) in Dortmund, sieht einen wachsenden Beratungsbedarf vor allem in mittelständischen Firmen: „Bei mobilen Anwendungen gibt es keine Standardlösung“, sagt Brewing, „welche Plattform die richtige ist, hängt vom Einzelfall ab.“

 

Unter dem Stichwort Informationslogistik hat sich in den Fachhochschulen und Universitäten ein Wissensgebiet etabliert, das zunehmend auch mobile IT-Infrastrukturen und Konzepte auf die Agenda hebt. Mit dem Bachelor-Studiengang Informationslogistik bietet die Hochschule für Technik Stuttgart ab dem Wintersemester 2005/06 einen neu konzipierten Studiengang an. Die Informationslogistik spielt bei der Entwicklung mobiler Anwendungen in verschiedenen Branchen eine große Rolle. Typische Einsatzgebiete sind Projektmanagement für mobile Systeme, Konzeption und Realisierung von Außendienststeuerungssystemen oder intelligenter Transportsysteme bei Logistikdienstleistern.